weiße Burgunder

Burgunder sind die richtige Wahl für alle, die gerne elegante Weine ohne knallige Frucht mögen. Sie sind elegant, nicht überbordend oder extrem in der Aromatik. Hier sind es die feinen Nuancen, die den Wein interessant machen. Die drei Klassiker sind - sehr vereinfacht ausgedrückt - der füllige Grauburgunder, der schlanke, feinduftige Weißburgunder und der cremige Chardonnay. Bei einer so großen Verkostung mit vielen unterschiedlichen Weinen haben es die etwas leiseren Rebsorten oft nicht ganz leicht. So sind die Bewertungen hier zum Teil etwas niedriger, aber in den top-10 immer noch ziemlich gut. Auffällig ist, dass in dieser Kategorie eher die Trinkfreude versprechenden Guts- und Basisweine vorne landen. Höherpreisige, komplexere Weine waren zum Teil noch zu jung, das eingesetzte Holz oft noch nicht gut integriert, einige Ecken und Kanten auszumachen, die nicht allen Juror*innen gut gefallen haben.

 

Gerade bei Anfängern sehr beliebt ist der meist zugängliche, leichter zu verstehende Grauburgunder. Er vereint viele Attribute in sich, die ihn zu einem unkomplizierten Alltagswein machen, auf den die meisten Gaumen sich ohne größere Schwierigkeiten einlassen können: Einen etwas fülligeren Körper, eine moderate Säure und eine deutlich merkbare, aber nicht zu intensive Frucht. Das macht ihn zu einem Allrounder, der in vielen Ländern dieser Welt inzwischen eine gewichtige Rolle sowohl im Glas als auch im Weinberg einnimmt. Viele kennen ihn als Pinot Grigio - die sichere (aber häufig etwas langweilige) Bank im Supermarktregal. Unsere Empfehlung: Deutscher Grauburgunder vom Winzer ist fast immer besser! Ganze zwei Grauburgunder haben an unserer Verkostung teilgenommen. Beide stehen in dieser Bestenliste ganz vorne. 

 

Ein kleiner Preis-Genuss-Knüller ist der Aura Grauburgunder von Laura Henrici aus Friesenheim. Der jungen Rheinhessin ist es gelungen, genau das in die Flasche zu bringen, was junge Weinfans an der Sorte schätzen: Einen schön zu trinkenden, frischen aber nicht zu säurebetonten Wein mit saftiger Frucht. Reife Äpfel, Pfirsisch und Nussaromen. Das ist der ideale Guestpleaser für ein gemeinsames Abendessen mit Freunden oder für Parties!

Etwas mehr Fülle und Grip im Glas bietet der Heidelberger Dormenacker Grauburgunder Alte Reben des Weingut Clauer in Heidelberg an der Badischen Bergstraße. Auch hier sehr reife, saftige Früchte und noch etwas mehr nussige Aromen. Das ist die vollmundige, etwas breitere Variante der Rebsorte.

Ebenfalls beliebt: Die Aufwind Burgundercuvée aus 70% Weißburgunder und 30% Chardonnay des Weingut Hensel aus Bad Dürkheim. Thomas Hensel gelingt es, einerseits die feine, schlanke und elegante Art des Weißburgunders mit der etwas cremigeren Bananenfrucht des Chardonnays zu paaren. Ein toller Essensbegleiter und sicher auch ein Wein, der sich gut für Besuch eignet.

Bezeichnend ist, dass bei den reinsortigen Weißburgundern wiederum Laura Henrici mit ihrem Aura Weißburgunder vorne mit dabei ist. Im Vergleich zum Grauburgunder ist das weniger füllig, ein bisschen blumig und etwas feiner in der Frucht. Eine tolle Gelegenheit, die beiden Rebsorten mal nebeneinander zu verkosten und zu vergleichen. 

DFB-Präsident Fritz Keller vom Weingut Franz Keller schickte uns den nächstplatzierten Weißburgunder vom Löss. Hier sorgt der Boden für die saftige und sehr abgerundete Stilistik. Auch das ist eher easy to drink und passt zum Motto "bitte keine Kanten beim Burgunder!"

Etwas außergewöhnliches ist Frédéric Fourrés Chimäre de Saxe, ein Art "Sächsisch Rotgold". Die Cuvée aus Grauburgunder und weiß gekeltertem Spätburgunder war lange Zeit in Baden als Badisch Rotgold sehr beliebt. Nun produziert sie ein Franzose im sächsischen Radebeul. In diesem Fall sind das 85% Grauburgunder und 15% Spätburgunder. Das Ergebnis ist rund, reif und beerig. Der Wein ist nicht ganz trocken, so entsteht ein spannendes Rennen zwischen Süße und Säure - ohne das eine der beiden die andere abhängt. Aromatechnisch ein weingewordener Obstsalat.

Mit Netts Surfing Chardonnay schafft es ein weiterer hedonistischer Wein mit klarer Stilistik und eher zurückhaltender Säure in die top-10. Der Weißburgunder Kalkstein von Zelt ist der ernsthafteste Wein in dieser Liste, punktet mit Struktur und Mineralität. Die Aromatik ist weniger von der Frucht geprägt, Nuss und Gebäck geben hier den Ton an. Das ist ein sehr starker Weißburgunder mit Länge, der durchaus mehr kosten könnte. Der badische Hofgarten Weißer Burgunder des Weinguts Freiherr von Gleichenstein ist ein ganz klassischer Vertreter seiner Zunft. Mit etwas mehr Säure, die dem Wein keineswegs schadet, sondern für Frische und Spannung sorgt. Das passt wunderbar zur Aromatik, die in Richtung heimische Früchte (Apfel, Birne) geht. Ellermann-Spiegels Weißburgunder Goldkapsel ist bereits ein Jahr gereift - hier sind wir auf der etwas cremigeren Seite. Hier wurde etwas Holz eingesetzt, das sorgt für einen schönen schmelz und feine Vanille-Aromen.