Silvaner ist unterschätzt, Silvaner ist vielfältig. Er eignet sich als Essensbegleiter (der Klassiker zum Spargel!), als süffiger Schoppen- und Schorlewein im Sommer aber auch zum achtsamen trinken und vergleichen: Wenn es darum geht, das Terroir auf dem eine Rebe wuchs ins Glas zu bringen, spielt der Silvaner in einer Liga mit Riesling und Spätburgunder. Wer also einmal Wein vom Muschelkalk mit einem vom Buntsandstein vergleichen möchte, nehme Silvaner. Doch wie schmecken die Weine? Bei kaum einer Rebe ist diese Frage so schwierig zu beantworten wie beim Verwandlungskünstler Silvaner. Wie die Burgunder gehört er zu den eher leiseren Rebsorten. Die Säure ist längst nicht so intensiv wie beim Riesling, aber doch in animierender Ausprägung vorhanden. Die Frucht ist ganz fein, erinnert häufig an Birnen und Steinobst, manchmal finden sich auch gelbe Früchte wie Stachelbeere oder Maracuja - jedoch immer viel zurückhaltender als zum Beispiel beim Sauvignon Blanc. Typisch für gute Silvaner von spannenden Böden sind etwas erdige und kräutrige Nuancen.
In die top-5 dieser Ausgabe schaffen es fünf Vertreter aus Franken, dem Anbaugebiet, das der Rebsorte mit Abstand die größte Aufmerksamkeit widmet und wohl auch die besten Silvaner erzeugt. Die Weine sind typischerweise sehr trocken ausgebaut. Gute bis sehr gute Bewertungen zeugen davon, dass auch Silvaner bei jungen Weintrinkern punkten können. Das ist vielleicht genau die Nische für diejenigen, denen Grauburgunder etwas zu langweilig und Riesling zu anstrengend ist.
Auf Platz 1 landet das Bürgerspital mit dem Würzburger Silvaner VDP.Ortswein 2018. Es war ein sehr warmes Jahr, gerade im Würzburger Kessel. Deswegen haben wir hier eine reifere, wärmere Stilistik mit sehr zurückhaltender Säure. In der Nase deutlich Steinobst, Aprikose. Im Mund ebenfalls eher warm, fruchtig, kalkiger Grip, beinahe mediterran, aber nicht überalkoholisch und schon gar nicht anstrengend. Niemals fad, obwohl die Säure nicht so präsent ist. Einfach schön diese Aprikose gepaart mit Kalkkieseln und ein bisschen Pflanze. Das geht in mehreren Belangen (Aromatik, Alkohol, niedrigere Säure) gerade so an die Grenze und ist damit super. Ein toller Wein!
Bürgerspital - Würzburger Silvaner VDP.Ortswein 2018 | Franken | 9,60 € | 8.7 |
Weingut am Stein - Vinz alte Reben Silvaner 2017 |
Franken |
22,00 € | 8.7 |
Winzer Sommerach - Sommeracher Silvaner Kabinett trocken 2018 | Franken | 8,00 € | 8.4 |
Juliusspital - Iphöfer Silvaner VDP.Ortswein 2018 | Franken | 9,80 € | 8.3 |
Winzer Sommerach - Sommerlust Silvaner 2018 | Franken | 5,00 € | 8.2 |
Ludwig Knoll und seinem Team vom Weingut am Stein ist mit dem Vinz Silvaner alte Reben 2017 einer dieser spannenden Terroiranzeiger gelungen. Die Trauben für diesen Wein wachsen an alten Reben, die ihre Wurzeln im Laufe der Jahrzehnte tief in den kargen Muschelkalk des Stettener Steins gegraben haben. Das ist eine unglaublich steile, steinige Lage oberhalb des Mains rund 20 Kilometer nördlich von Würzburg. Der Wein ist spontan vergoren und wurde in Betonei und Amphore ausgebaut. Hier haben wir einen kräutrigen, mineralischen Wein mit guter Säure und herrlichem Grip. Das schöne ist, dass der Wein bei aller Struktur saftig bleibt, nicht übertrieben anstrengt und auch ein bisschen gelbe Frucht mitbringt. Wirklich spannend und sicherlich etwas, woran man noch ein paar Jahre Freude hat.
Noch etwas beschwingter und saftiger ist der Sommeracher Silvaner Kabinett trocken 2018 der Genossenschaft Winzer Sommerach. Ein eher fruchtiger Vertreter seiner Zunft mit Birne, Apfel und etwas Zitrus, mittlerem Körper und mittlerer Säure.
Der Iphöfer Silvaner VDP.Ortswein 2018 des Juliusspitals ist wiederum etwas wärmer in der Stilistik, das bringt der Jahrgang einfach so mit sich. Alle, die reife Frucht und wenig Säure mögen, dürfen sich darüber freuen! Im Duft gelbfruchtig und etwas pfeffrig-kräutrig. Für einen Ortswein ist das ein ausgesprochen mineralischer Wein mit feiner, zurückhaltender Säure und schönem Schmelz. Die Frucht dann wiederum warm, reif und saftig. Auch dieser Wein wird vermutlich von ein, zwei Jahren Geduld profitieren.
Zum jung trinken gedacht ist sicherlich der Sommerlust Silvaner der Winzer Sommerach. Wie der Name sagt, haben wir es hier mit einem hedonistischen Sommerwein zu tun - fruchtig, saftig, lecker mit Aromen von gelben Früchten und Birnen. Zu dem Preis genau das richtige für Parties, Weinwanderungen oder erfrischende Schorlen. Wir sind große Fans von guten Basisweinen und da ist man bei der Genossenschaft oft an der richtigen Adresse. Das ist ein guter Basiswein!