Unter dieser Kategorie fassen wir diejenigen Weine zusammen, die aus Sauvignon Blanc, Scheurebe und den Sauvignon-inspirierten Piwi-Sorten Cabernet Blanc, Sauvignac und Sauvitage gekeltert wurden. Die Scheurebe wird ja häufig als "deutsche Antwort auf Sauvignon Blanc" bemüht. Tatsächlich zeigen beide Sorten gerne intensive Cassis- und Stachelbeeraromen, bei entsprechender Reife auch exotische Früche wie Maracuja, Mango und Litschi. Der Sauvignon Blanc kann - weniger reif oder bei gestaffelter Lese - auch grüne Aromen von Gras, Brennessel oder Buchsbaum produzieren, während die Scheurebe, in deren Ahnengalerie ja Riesling und somit auch der Traminer stehen, auch gerne etwas blumiges mitbringt. Cabernet Blanc ist die momentan wohl erfolgreichste Piwi-Rebe, was auch an ihrem vertraut erscheinenden Namen liegen mag. Die Weine kommen dem Sauvignon Blanc nahe, der ja quasi seine Oma väterlicherseits ist (Sauvignon Blanc ist die Mutter von Cabernet Sauvignon, der ist wiederum der Vater des Cabernet Blanc) und können sehr intensiv nach Paprika schmecken, haben aber je nach Reifestadium die ganze Bandbreite von Gras bis Maracuja drauf. Vielleicht ist die Säure nicht ganz so frisch wie beim Sauvignon. Hier kommt der Sauvignac ins Spiel, der irgendwo zwischen Sauvignon Blanc, Scheurebe und Riesling pendelt, also durchaus Frische mitbringt.
Die sehr hohen Bewertungen in dieser Kategorie zeugen zum einen davon, dass diese Sorten gut ankommen - zum anderen sind sie aber auch darauf zurückzuführen, dass es hier unglaublich viele Anmeldungen gab. Cabernet Blanc war mit Abstand die meist angestellte Sorte bei vinum cum laude 2019. Sehr schwer hatten es in dieser Kategorie zahlreiche halbtrockene und liebliche Weine. Bezüglich der Sorten lässt sich kein klarer Trend ausmachen, die Piwis können mit Sauvignon Blanc und Scheurebe absolut mithalten!
Der Linea von Ploder-Rosenberg ist ein absolut hochklassiger Sauvignon Blanc. Die naturnahe Herstellung kann der Steirer nicht verbergen. Sollte er auch nicht, weil die gelungene, grippige Textur und das noch deutlich ausgeprägte Holz die Sauvignon-Aromatik wunderschön umrahmen. Es ist bemerkenswert, dass dieser durchaus anspruchsvolle Wein bei unserer jungen Jury so punkten konnte. Der Linea bringt einiges an Potenzial mit und wird vermutlich in einigen Jahren, wenn das Holz noch etwas in den Hintergrund tritt, noch besser schmecken. Das ist etwas sehr Wertiges, Besonderes, das man ruhig für einen besonderen Moment weglegen kann.
Daniel Molitor vom Weingut Viermorgenhof an der Mosel und seine Frau Julia produzieren unter dem Label Stairs n'Roses zum Teil experimentelle Weine, die mit Althergebrachtem brechen und vor allem ein junges Publikum ansprechen. Ihr Next Generation ist eine Cuvée aus 50% Cabernet Blanc und 50% Sauvignac. Exotische Frucht und ein Hauch Paprika, die dem ganzen Spannung verleiht, machen den Wein zu einer sehr guten Alternative für Sauvignon Blanc-Fans.
Der Cabernet Blanc vom Weingut Wohlgemuth-Schnürr erinnert mit seiner vollmundigen, reifen Stilistik an einen mediterranen Weißwein. In der Aromatik vergleichsweise zurückhaltend, mit Pfirsich und etwas Kräutern in der Nase. Die Säure ist hier deutlich weniger ausgeprägt als bei den verkosteten Sauvignon Blanc's und Scheureben.
Die Scheurebe des Würzburger Juliusspitals ist genau das, was man von ihr erwartet: Ein blitzsauber gemachter, leckerer Spaßmacher mit kleinem Zuckerschwänzchen, der sich hervorragend für Parties und laue Sommerabende (zum Beispiel am Main) eignet.
In eine andere Richtung geht der Cabernet Blanc vom Rabenhof - hier gehen wir in Richtung Naturwein. Unkonventionell, knochentrocken, vielschichtig. Die Reben sind am Kaiserstuhl auf Löss gewachsen und wurden biodynamisch bearbeitet. Der Wein ist unfiltriert und vegan, macht aber keine Abstriche in Sachen Klarheit und Intensität. Kompliment!