Deutschland
frisch, neutral, blumig
Reden wir über deutschen Wein, kommen wir am Müller-Thurgau nicht vorbei: immerhin ist er die zweithäufigste Rebsorte hierzulande. Der Wein hat unter vielen Weintrinkern ein schlechtes Image. Dies liegt vor allem an seiner Eigenschaft, auch in schlechten Lagen reif zu werden und als ertragssicherer Massenträger nicht immer die sorgfältigste Behandlung zu erfahren. Entsprechend einfach sind dann die Weine. Das Bild des Müller-Thurgau in der Öffentlichkeit erholt sich langsam und inzwischen beginnen sogar Spitzenweingüter wieder damit, ihn reinsortig zu vermarkten. Oftmals wird er dann als „Rivaner“ verkauft, einfach, weil Müller-Thurgau für viele nach schlechtem Wein klingt.
Der Vorteil der Rebsorte: 4 Euro sind in einen Müller-Thurgau besser investiert als in einen billigen Riesling, der eben gewisse Ansprüche hat, die sich für so wenig Geld nicht erfüllen lassen. Geschmacklich ist der „Müller“, wie er in Fachkreisen kreativ genannt wird, recht neutral, frisch, blumig, belebend, mit etwas grünen Aromen und manchmal einem leichten Muskatton. Er ist kein Schwergewicht, eher ein unkomplizierter, süffiger, leichter Wein mit moderater Säure. Er eignet sich gut für den Sommer und ist ein leicht zugänglicher Wein für Anfänger. Komplexität und Tiefe sind nicht unbedingt seine Stärken. Einen Müller-Thurgau sollte man in den allermeisten Fällen möglichst jung, das heißt maximal zwei Jahre nach der Lese trinken. Er wird überall in Deutschland angebaut, fast jeder Winzer braucht einen einfachen, zuverlässigen Massenträger. Am meisten Fläche hat er in Rheinhessen, in Franken ist er noch vor dem Silvaner die meistangebaute Rebsorte. Beides sind übrigens Anbaugebiete, die lange Zeit auf Masse statt auf Klasse setzten. Inzwischen hat in diesen Regionen ein Umdenken stattgefunden und viele, insbesondere junge Winzer scheuen sich nicht vor Qualität und Innovationen.