Spaniens Prestige-Objekt
Das Bordelais Spaniens? Der stolze Spanier und vor allem der stolze Baske werden das nicht gerne hören, dennoch sind gewisse Parallelen zwischen Bordeaux und Rioja auszumachen. Zunächst einmal ist da die schiere Qualität vieler Weine großer Bodegas respektive Châteaux. Genau wie das Bordelais in Frankreich, ist die Rioja sicherlich das berühmteste Anbaugebiet Spaniens. Zweitens, die kräftige, tanninbetonte, vom Holzfassausbau geprägte Struktur der Rotweincuvées, die viele Rotweintrinker mit dem Anbaugebiet verbinden. Drittens, die gemeinsame Geschichte: Als nämlich die Reblauskatastrophe den Winzern im Bordelais zu schaffen machte, begannen diese, Wein aus der Rioja zuzukaufen. Im weiteren Verlauf der Katastrophe suchten sie sich Anbauflächen in Nordspanien und importierten ihr Knowhow und ihre Qualitätsanforderungen - Ertragsreduzierung, Hygiene und lange Lagerzeiten wurden zum Standard.
Ein Unterschied liegt vor allem in den verwendeten Rebsorten. Während im Bordelais bekanntermaßen Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc dominieren, sind es in der Rioja vor allem Tempranillo, Garnacha, Cariñena (hier meist "Mazuelo" genannt) und, deutlich seltener, Graciano. Diese werden häufig miteinander verschnitten, vor allem den Tempranillo gibt es aber oftmals auch reinsortig ausgebaut.
Lage der D.O. Rioja in Spanien
Rioja Alta, Baja und Alavesa
Die Rioja wird in drei Subzonen unterteilt. In der Mitte liegt Logroño, die Hauptstadt der Region. Östlich und südöstlich davon erstreckt sich die Rioja Baja. Im warmen Klima und auf schweren Lehmböden werden hier schwere, robuste, dunkle, alkoholische Weine mit wenig Säure produziert. Früher dominierte in dieser Gegend der Garnacha, dem diese Bedingungen gut bekamen. Dann jedoch begann man Tempranillo zu pflanzen, um damit die großen Bodegas der nördlicheren Rioja zu beliefern, ungeachtet der Tatsache, dass der Tempranillo in dieser Gegend eher flache Weine hervorbringt.
Westlich von Logroño liegt die Rioja Alta. Hier liegen die großen Bodegas mit ihren genauso großen Weinen. Die oft kalkhaltigen Weinberge liegen hier höher, das Klima ist etwas kühler. Die Weine zeigen mehr Finesse, bringen Säure und etwas Frische mit und sind dennoch dicht und konzentriert genug, um lange im Fass zu lagern und ihre optimale Reife zu erlangen. Hier finden sich einige der besten Weinlagen Spaniens, die natürlich den großen Bodegas gehören. Kleinere, familiengeführte Betriebe sind eher selten. Natürlich werden in der Rioja Alta herausragende Weine produziert. Als "normaler" Konsument, der nicht immer 30€ oder mehr für eine Flasche Wein ausgibt, sollte man sich allerdings bewusst sein, dass man auch bei mittleren und guten Qualitäten hier etwas mehr zahlen kann als man dies bei einem gleichwertigen Wein aus einer anderen Gegend tun würde.
Im Norden von Logroño, eingequetscht zwischen Rioja Alta und Baja, liegt die kleine Rioja Alavesa. Ganz besondere Weinberge finden sich hier: hochgelegene, Kalk- und Lehmhaltige, terrassierte Südhänge. Bewirtschaftet werden diese meist von kleinen Winzern, die unter den Bedingungen der Rioja Alavesa etwas leichtere, fruchtige, feine und elegante Weine produzieren.
Heutzutage denken viele beim Rioja an dunkle, kräftige und tanninreiche Weine mit viel Körper und Holz. Traditionell wurden in der Rioja aber lange Zeit saftige, fruchtige und junge Weine produziert. Die Kohlensäuremaischung war hier schon früh bekannt und gerade in der Rioja Alavesa verstand man sich darauf, frische und gleichzeitig komplexe Rotweine zu keltern, die sich an einem heißen Sommertag leicht gekühlt trinken lassen. Im Zuge der Eroberung des europäischen Weinmarktes durch die großen Bodegas der Rioja Alta verbreitete sich mehr und mehr der schwere, holzbetonte Stil. Inzwischen besinnen sich viele vor allem kleinere Bodegas auf ihre Wurzeln und produzieren wieder leichtere, süffigere Weine.
Als die besten Jahrgänge der letzten Zeit gelten 2001, 2004, 2010 und 2011.
Rioja Alta (gelb), Rioja Alavesa (rot) und Rioja Baja (violett)