Der Champagner Spaniens
Eigentlich wird man dem Cava mit dieser Überschrift nicht gerecht, hat er doch seinen ganz eigenen Charakter, der sich nach Einschätzung vieler hinter dem teuren Champagner nicht zu verstecken braucht. Eines aber dürfte mit dieser Überschrift klar sein: Es handelt sich um einen edlen Schaumwein aus Spanien!
Cava ist eigentlich kein Anbaugebiet im wörtlichen Sinne. Er darf theoretisch in registrierten Gemeinden in ganz Spanien produziert werden, wenn auch über 95% des Cava im Penedès entstehen. Der Schaumwein wird, genau wie französischer Champagner oder Cremant, deutscher Winzersekt oder italienischer Franciacorta nach dem klassischen Flaschengärungsverfahren hergestellt. Das bedeutet, die zweite Gärung des Grundweins findet in der Flasche statt, was dem Schaumwein eine spritzig-fruchtige Aromatik und ein besonders kräftiges Mousseaux verleiht. Das längere Lagern auf der Hefe lässt die Aromen reifen und immer komplexer werden, deswegen sind die aromatischsten Cavas meist Reservas oder Gran Reservas.
Es hat seinen Grund, dass die meisten Cavas aus dem Penedès stammen: Nur hier finden sich die idealen Bedingungen, die bis zu über 800 Meter hohen Weinberge im sonnenverwöhnten Hinterland der Costa del Garraf, auf denen die drei wichtigsten Rebsorten für die Herstellung des Cava wachsen: Xarel·lo verleiht ihm seinen Körper, seine alkoholische Substanz und seine frische Säure, Macabeo sorgt für fruchtige Aromen und Parellada verleiht ihm Finesse und Eleganz. Weitere zugelassene Rebsorten sind Chardonnay und Pinot Noir, die auch beim Champagner eine Rolle spielen, Garnacha, Monastrell und der katalanische Trepat.
Die Bestimmungen für den Cava sind recht streng. Er muss mindestens 9 Monate auf der Hefe lagern, eine Reserva sogar 18 Monate und eine Gran Reserva gar 30. Der Alkoholgehalt ist sowohl für den Grundwein als auch für das Endprodukt vorgeschrieben. In der Flasche muss er letztendlich zwischen 10,8 und 12,8 Volumenprozent haben. Auch die Pflanzdichte und Höchsterträge, der Säuregehalt und der Druck auf der Flasche sind vorgegeben. Obwohl all diese Vorschriften schon relativ anspruchsvoll sind, hat sich die D.O. Penedès entschlossen, eine noch strengere Schaumweinkategorie einzuführen. Diese nennt sich Clàssic Penedès und erlaubt zum Beispiel nur kontrolliert biologischen Anbau der Reben. Mehr dazu kannst du auf der Seite über das Penedès erfahren.
Bei Sekt und Schaumwein gelten andere Bestimmungen für die Süßekategorien als bei Stillweinen. Ein trockener Schaumwein darf sehr viel mehr Zucker pro Liter aufweisen als ein "normaler" trockener Wein. Das ist auch okay so, da man den Zucker durch die stärkere Säure und die Kohlensäure im Schaumwein weniger wahrnimmt. Beim Cava sind die Kategorien wie folgt:
Brut Nature: weniger als 3 Gramm Restzucker pro Liter
Extra Brut: < 6 g/L
Brut: < 15 g/L
Extra Sec: 12 - 20 g/L
Sec: 17 - 25 g/L
Semi Sec: 33 - 55 g/L
Dolç: > 50 g/L
Die mit Abstand meisten Cavas sind Brut oder trockener, was durchaus als Qualitätsmerkmal verstanden werden kann. Nur ein ordentlich hergestellter Schaumwein aus gutem Lesematerial schmeckt mit so wenig Restzucker. Bei dem, was so in deutschen Supermarkt-Sektregalen steht, würden uns die Zähne rausfliegen, wäre es so trocken ausgebaut. Es gilt wie bei Stillwein: Zucker kann mindere Qualität und Fehler kaschieren!
Zurück zum Vergleich mit dem Champagner: Viele sagen, der Cava sei fast so gut wie der Champagner, er habe eine möglicherweise etwas "grünere" Aromatik, weniger feine Perlen, weniger Säure und eine nicht ganz so komplexe Aromatik. Wir behaupten: Guter Cava ist sehr viel günstiger zu haben als guter Champagner. Bei beiden sollte man die bekannten, vergleichsweise günstigen Marken lieber meiden (siehe Penedès). In der Preiskategorie zwischen 10 und 30 Euro empfehlen wir, eher zu einem Cava (oder einem sehr guten deutschen Winzersekt) greifen, als zu einem Champagner, bei dem du alleine für den Namen draufzahlst!