Der weltberühmte Schaumwein aus dem namensgebenden Anbaugebiet Champagne bedarf eigentlich keiner Einführung. Für viele ist er ein Symbol für Wohlstand und Luxus aber auch für prollige Angeberei und Dekadenz. Für den Otto-Normalverbraucher sind die hohen Preise oft schwer nachzuvollziehen und ich wurde schon des Öfteren gefragt, ob die Unsummen, die da für manchen Tropfen verlangt werden, auch nur ansatzweise gerechtfertigt sind. Nunja. Der Champagner ist in sehr vielen Fällen ein herausragender Schaumwein. Kenner schätzen seine feine, prickelnde Perlage und vor allem die Komplexität seiner Aromatik. Fruchtige, mineralische, florale, würzige und nussige Aromen zuhauf lassen sich im Champagner entdecken. Stellt sich die Frage: Was unterscheidet den Champagner vom "normalen" Sekt im Supermarktregal? Die Antwort lautet: einiges! Zunächst einmal muss man sich bewusst machen, dass Sekt aus Wein, dem sogenannten "Grundwein" hergestellt wird. Kauft man jetzt im Supermarkt eine Flasche Sekt für 4 Euro, kann man relativ sicher sein, dass dieser Grundwein eine ziemlich nichtssagende Plörre aus allen möglichen Rebsorten aus allen möglichen Anbaugebieten Europas ist. Die mindere Qualität des Grundweins wird nur erträglich, weil die Produzenten Kohlensäure und eine Menge Zucker hinzufügen. Ein "trockener" Sekt enthält viel mehr Zucker als ein trockener Stillwein! Zurück zur Champagne: Hier gelten strenge Regeln. Die Grenzen des Anbaugebiets sind genau fest gelegt, genauso wie die verwendeten Rebsorten, die Hektarhöchsterträge und der Herstellungsprozess im Keller. Eine Besonderheit der Champagne ist ihre Lage: In der Kühle des nördlichsten Anbaugebiets Frankreichs werden die Weine fein, frisch und fruchtig, die Kalkböden der Gegend sind vielleicht ausschlaggebend für den letzten Schliff des Champagners. Zugelassene Rebsorten sind Chardonnay, der dem Champagner fruchtige Aromen verleiht, Pinot Meunier, der für Würze sorgt, und Pinot Noir, der dem Schaumwein neben Beerenfruchtaromen seine Finesse mitgibt. Eine weitere Besonderheit liegt im Herstellungsprozess, der Méthode traditionelle oder champenoise. Hierfür erfahren die Weine eine zweite Gärung in der Flasche, die ihnen ihre sprudelige Perlage und elegante Komplexität verleiht. Mindestens 15 Monate muss der Schaumwein so lagern. Am Ende der Lagerung werden die Flaschen 21 Tage lang jeden Tag, teilweise per Hand, gedreht und langsam gekippt, um letztendlich die Hefe im Flaschenhals zu sammeln. Nach diesem Vorgang wird die Hefe schockgefroren und schießt aus der Flasche. Dabei geht immer etwas Schaumwein verloren, der dann durch die Dosage ersetzt wird. Die Dosage ist meist ein Süßwein oder ein mit Zuckersirup versehener Grundwein und bestimmt über den finalen Zuckergehalt des Champagners und somit darüber, ob dieser nun Demi Sec, Sec, Extra Sec, Brut, Extra Brut oder Brut Nature ist.
Kommen wir abschließend noch einmal zur Frage, ob die Preise, für die Champagner bisweilen gehandelt wird, vertretbar sind. Es gibt Menschen, die bereit sind, für diesen Schaumwein so viel Geld auszugeben, insofern hat der Preis irgendwo seine Berechtigung. Natürlich ist es nicht die reine Qualität des Endprodukts, die diesen Preis ausmacht. Das Prestige und der Name des Champagners werden mitbezahlt. Es gibt auch andere hochwertige (und auch nicht unbedingt günstige) Schaumweine, die in den Augen vieler Kenner mit dem Champagner durchaus konkurrieren können. Ich persönlich bin großer Fan deutscher Winzersekte und katalanischer Cavas. Hier finden sich oft aufwändig, mittels Flaschengärung produzierte, hochwertige Schaumweine, die in Sachen Preisgestaltung nicht ganz die Schwindel erregenden Höhen des Champagners erreichen. Je enger und expliziter das Etikett bezüglich Anbaugebiet, Rebsorte, Jahrgang, Winzer oder sogar Lage ist, desto höhere Qualität ist zu erwarten. Auf das langweilige, klebrig-sprudelige Gesöff manch bekannter Sektmarke wird man dann gerne verzichten!