Bordeaux

Prestige aus dem Südwesten Frankreichs

Das Anbaugebiet rund um die Stadt Bordeaux - die Franzosen nennen es Bordelais - ist das größte zusammenhängende Weinbaugebiet der Welt und Aushängeschild des französischen Weines. Es steht für aromatische, trockene Rotweincuvées, deren Spitzenvertreter für viel Geld in die Welt exportiert werden.

 

Der Großteil dieser Weine wird aus den drei Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc gekeltert. Weitere zugelassene rote Rebsorten sind Malbec und Petit Verdot. Klassischerweise steht der Wein bis zu drei Wochen auf der Maische und wird dann ca. zwei Jahre in Barriquefässern ausgebaut. Es werden auch Weißweine produziert, dies hauptsächlich aus den Rebsorten SemillonSauvignon Blanc und Muscadelle. Die Weißweine gibt es in edelsüßen und trockenen Varianten. 

 

Ein Grund für die Spitzenstellung des Bordelais ist sicherlich die geographische Lage - die Stadt Bordeaux war lange Zeit ein Zentrum für den Handel von Waren vom Mittelmeer mit England. Eine weitere Besonderheit der Region sind die von Kies und Sand geprägten Böden, die auf Kalkstein liegen. Ihre Kargheit und Drainage bietet perfekte Bedingungen für komplexe Weine. Hinzu kommt viel Sonnenschein und der temperaturregulierende Einfluss des Atlantiks und der Flüsse in der Gegend, namentlich Gironde, Garonne und Dordogne. 

 

Insbesondere im Bordeaux gilt die Regel: Je enger die geographische Herkunft des Weines eingegrenzt ist, desto edler ist er. Die einfachsten Weine der Gegend tragen somit schlicht die Herkunftsangabe Bordeaux oder, eine Stufe darüber Bordeaux Supérieur. Tendentiell sind Weine der ersten Stufe fruchtiger und leichter, während die zweite eher für kräftige, tanninhaltige Weine steht. Rund 50% des Rotweins und 70% des Weißweins werden auf diesen Stufen vermarktet.

 

 

Der Wein aus den besten Parzellen wird als Grand Vin vermarktet und ist das Aushängeschild eines Chateaus. Oftmals gibt es noch einen etwas günstigeren Zweitwein aus jüngeren Reben oder etwas weniger privilegierten Lagen. Das Anbaugebiet teilt sich in fünf untergeordnete Regionen, die teilweise wiederum in kleinere Appellationen untergliedert sind.

 

Skizzierte Übersichtskarte. Fahre über die farbigen Flächen, um den Namen angezeigt zu bekommen. 

 

Médoc

Das Médoc liegt im Nordwesten des Bordelais am linken Ufer der Gironde, nördlich der Stadt Bordeaux. Unterschieden wird zwischen der Region und der gleichnamigen Appellation. Unter der Appellation werden faktisch nur die Weine im Norden des Médoc vermarktet, da in den kleineren Unterappellationen noch hochwertigere Weine produziert werden, die dementsprechend deren Namen tragen. Médoc-Weine wachsen auf Kiesablagerungen der Gironde. Vom etwas tieferen, tonhaltigen Boden profitiert vor allem der Merlot, der deswegen die tonangebende Rebsorte ist. Dies sorgt für tendentiell fruchtigere, runde Weine, die bis zu 20 Jahre lagerfähig sein können. 

 

Die Region des Médoc zeichnet seine besten Châteaux als Grand Cru Classé aus (was allerdings schon 1855 stattfand und nicht mehr unbedingt dem Stand der Dinge entsprechen muss).  Die Grand Crus werden nochmal unterteilt in Premiers crus, Deuxième crus, Troixième crus, Quatrième cru und Cinquièmes crus.

 

Das gesamte mittlere und südliche Gebiet des Médoc wird als Haut-Médoc bezeichnet. Allerdings gilt wiederum, dass hier noch einige kleinere, kommunale Appellationen liegen, die ihre Weine unter ihren Namen vermarkten. Hier stehen immerhin fünf Grand Cru-Weingüter, das höchst eingestufte ist Château La Lagune (Troixième Cru). Der Basisertrag liegt bei 48 hl/ha. Auf den leichteren Kiesböden des Haut-Médoc dominiert der Cabernet Sauvignon gegenüber dem Merlot. Die Weine gelten als komplex, körperreich und erinnern an Cassis und Gewürze. Auch holzige Noten scheinen durch. Gute Qualitäten können rund 30 Jahre gelagert werden. 

 

Die nördlichste kommunale Appellation ist Saint-Estèphe. Bei den meisten Châteaux dominiert Cabernet Sauvignon. Die Böden sind sehr leicht, die Weine raffiniert, kräftig und komplex, jedoch oft mit etwas mehr Säure.  Fünf Châteaux sind als Grand Cru klassifiziert, mit den Châteaux Cos d’Estournel und Montrose zwei davon als deuxième crus. Da sie sehr kräftig und säurehaltig sind, können die Weine bis zu 50 Jahre gelagert werden. 

 

Im Süden schließt sich Pauillac an. Auch hier dominieren leichte Kiesböden und die Rebsorte Cabernet Sauvignon, Die Weine sind hier sehr schwer und kräftig und sollten nicht zu jung getrunken werden. Ganze 18 Grand Crus gibt es hier, drei davon sind Premiers crus: Lafite-Rothschild, Latour und Mouton-Rothschild. Die Weine können teilweise  30-50 Jahre gelagert werden. 

 

Nur rund 900 Hektar Rebfläche hat die kleine Appellation Saint-Julien Zu 70% wird hier Cabernet Sauvignon verwendet. Dementsprechend tanninhaltig und kräftig sind die Weine. Es ergeben sich intensive Weine, die wiederum die typischen Cassis- und Lakritznoten zeigen. Nicht nur geographisch, auch geschmacklich liegt Saint-Julien zwischen dem kräftigen Pauillac und dem raffinierten Margaux. Saint-Julien verfügt über 11 Grand Crus, mit den Châteaux Léoville-las-Cases, Léoville-Barton, Léoville-Poyferré und Gruaud-Larose sind vier davon Deuxième Crus. Bis zu 50 Jahre kann man die Weine lagern, auch sie sollten nicht zu jung getrunken werden. 

 

Noch kleiner (420 ha) sind die Rebflächen des Ortes Listracder ein paar Kilometer weiter landeinwärts liegt, was eine höhere Frostgefahr mit sich bringt. Die Böden sind hier etwas lehmiger und es dominiert der Merlot. Der Wein hat dennoch einen kräftigen Körper, ist aber ausgewogen und harmonisch. Es gibt keine Grand Crus im Listrac. Die Weine lassen sich rund 30 Jahre lagern.

 

Südlich von Listrac liegt die Ortsappellation, Moulis. Ihre Weine sind etwas feiner und weniger tanninhaltig als die seines nördlichen Nachbarn. Es wird etwas mehr Cabernet Sauvignon als Merlot angebaut. Petit Verdot spielt hier eine etwas größere Rolle als in anderen Gegenden des Bordelais. Die Weine haben ein volles Bouquet und sind sehr samtig. Sie sind etwas früher zugänglich und können bis zu 30 Jahre gelagert werden. Auch hier findet sich kein Grand Cru.

 

Die südlichste Gemeindeappellation ist MargauxEs wachsen zu rund 50% Cabernet Sauvignon und zu 40% Merlot. Die Weine sind sehr zugänglich, rund, weich und fruchtig. Im Abgang sind die Weine kräftig und lange nachhallend. Die Appellation hat ganze 20 Grand Cru-Weingüter, das bekannteste ist sicherlich das Premiers crus Château Margaux. Einfache Qualitäten können bis zu 15, große Weine bis zu 30 Jahre lagern. Margaux hat rund 1500 Hektar Rebfläche.

 

 

Graves

Im Süden von Bordeaux, am linken Ufer der Garonne, liegt die Appellation Graves. Sie steht in erster Linie für blumig-fruchtige, trockene Weißweine mit lebhaftem Nachhall. Sie werden aus Sémillon und Sauvignon Blanc gekeltert und sind rund fünf Jahre lagerfähig. Außerdem entstehen hier harzige Rotweine mit weichem Nachhall, die maximal 15 Jahre gelagert werden sollten. Graves Supérieures sind weiße Süßweine, die mit subtiler Säure und Zitrusaromen aufwarten. Sie sollten eher jung getrunken werden.

 

Süß sind auch die Weine in Barsac und SauternesErstere sind etwas leichter und rund 15 Jahre lagerfähig. Die berühmten Sauternes-Weine sind sehr komplex und intensiv-aromatisch. Sie haben einen langen, intensiven Nachhall und können rund 50 Jahre lang eingelagert werden. Am bekanntesten ist das Château d’Yquem. 

 

Etwas einfacher sind die Süßweine aus Céronssie erinnern an exotische- und Zitrusfrüchte, sollten jung getrunken werden und nicht länger als fünf Jahre lagern.

 

In Pessac-Léognan werden vollmundige Rotweine gekeltert. Sie sollten nicht länger als 10 Jahre reifen. Besonders hervorzuheben und von höherer Qualität ist das Château Haut-Brion, das einzige Premier Cru außerhalb des Médoc. Die Weine des Château gelten als komplex, zeigen oft erdige Noten und sind oft bis zu 40 Jahre lagerfähig. Die trockenen Weißweine der Appellation sind sehr frisch, komplex und vielfältig in der Aromatik. Sie können jung getrunken werden und bis zu 10 Jahre gelagert werden. 

 

Entre-Deux-Mers

Zwischen Garonne und Dordogne liegt Entre-Deux-Mers. Unter der Appellation selbst werden nur trockene Weißweine produziert, die aus Sauvignon Blanc, Muscadelle und Sémillon gekeltert werden. Die Weine sind frisch, mit floral-kräutrigen Noten und Anklängen von Zitrusfrüchten. Sie sollten relativ jung getrunken werden und passen hervorragend zu gegrilltem Fisch, zum Beispiel Dorade.

 

Libournais

Unter dem Namen Libournais selbst werden keine Weine vermarktet. In der Gegend am nördlichen Ufer der Dordogne gegenüber dem Entre-Deux-Mers liegen aber einige Appellationen, die in erster Linie Rotweine produzieren. Diese sind durch den hohen Merlot-Anteil etwas sanfter und zugänglicher als die Weine des Médoc.

 

In Fronsac werden runde und würzige Weine gekeltert, deren Hauptbestandteil Merlot bildet. Sie sind bis zu 12 Jahre lagerfähig.

 

Auch in Pomerol wächst vor allem Merlot - bis zu 80% sind damit bestockt. Die Besonderheit ist, dass den Rest Cabernet Franc bildet.  Auf den eisenhaltigen Kiesböden gelingen raffinierte, intensive und komplexe Weine mit Anklängen von Veilchen und Trüffeln. Diese hochwertigen Weine sind bis zu 30 Jahre lagerfähig.

 

Saint-Èmilion: Merlot und Cabernet Franc bilden auch die Basis für die Weine von Saint-Emilión. Sie sind würzig, mit Noten von Vanille, Leder und Rauch, sowie fruchtigen Anklängen von Walderdbeeren. Die körperreichen Weine können rund 30 Jahre alt werden. Äußerst berühmt: das Château Cheval Blanc.

 

Blaye und Bourg

Die nördlichste und zugleich wohl unbekannteste Unterregion des Bordelais. Sie liegt gegenüber dem Médoc am Nordostufer der Gironde. Angebaut werden runde und fruchtige, Merlot-dominierte Rotweine und jung zugängliche Weißweine mit frischen Zitrusaromen.