Fruchtige Weinvielfalt - und natürlich Riesling
Das zweitgrößte Weinanbaugebiet Deutschlands ist die Pfalz. Zwischen Rhein und Pfälzerwald ist Wein allgegenwärtig: Über 3500 Winzer kümmern sich um über 100 Millionen Rebstöcke. An fast jedem Ortseingang sieht man ein Bild der letzten lokalen Weinkönigin, jedes dritte Haus scheint ein Weingut zu sein. Aufgeteilt wird das Anbaugebiet in zwei Teile: Im Norden die zwischen der Grenze zu Rheinhessen und Neustadt an der Weinstraße gelegene - Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße, im Süden die Südliche Weinstraße, die sich von Neustadt bis an die Grenze zum Elsaß erstreckt.
Das Klima der Pfalz ist recht mild, mit warmen Temperaturen im Sommer und nicht zu kaltem Frost im Winter. Die Hänge der Haardt und der Rhein tragen zum Ausgleich extremer Temperaturen bei. Die Marketingmenschen der Gegend bezeichnen die Pfalz gerne als "Toskana Deutschlands", wachsen hier doch außer Wein auch Mandeln, Feigen und Auberginen.
Die Böden der Pfalz sind vielfältig - es finden sich verschieden Buntsandsteinformationen, Rheinkies, Kalkstein, Schiefer, Mergel, Löss, Ton und Lehm, die den jeweiligen Weinen ihren eigenen Charakter verleihen. Grundsätzlich gelten die Böden der Mittelhaardt als leichter, durchlässiger, was dazu führt, dass die Reben tiefer Wurzeln müssen und die Erde sich stärker erwärmt. Das wiederum wird gemeinhin mit vielschichtigeren, tieferen und interessanteren Weinen assoziiert, die mehr Finesse und eigenen Charakter ausbilden. Auf den schweren Böden der südlichen Weinstraße werden die Rieslinge zum Beispiel dafür kräftiger und körperreicher...
Überhaupt ist Riesling das richtige Stichwort, wenn wir über die Pfalz reden. Er ist das Aushängeschild der meisten Weingüter und bestockt rund 22% der hiesigen Rebflächen. Die Pfalz ist aber auch die Anbaugegend der Rebsortenvielfalt: Neben dem "typischen Pfälzer" Dornfelder, sind auch der Portugieser, der Gewürztraminer und der Muskateller hier besonders beliebt. Natürlich wachsen auch die Klassiker, wie Spätburgunder, Müller-Thurgau, Silvaner, Scheurebe, Grauburgunder, Weißburgunder und so weiter. Eine Besonderheit der Pfalz ist sicherlich, dass die Verbreitung mediterraner Rebsorten hier schon deutlich fortgeschritten ist. So wachsen schon seit längerem weiße Rebsorten wie Auxerrois, Chardonnay und Sauvignon Blanc, es werden aber auch klassische Bordeaux-Cuvees aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc produziert. Auch Syrah und sogar Tempranillo fühlen sich hier inzwischen heimisch.
Sowieso ist auffällig, dass neben den vielen, immer noch sehr traditionell ausgerichteten, meist kleineren Weinbaubetrieben eine Fülle junger, modern und experimentell arbeitender Winzer aufkommt, welche die Weinkultur der Pfalz sicherlich bereichern. Markus Schneider, Uli Metzger und Bergdolt-Reif und Nett seien an dieser Stelle als Beispiel genannt. Natürlich wird da hin und wieder über das Ziel hinausgeschossen, gerade was Marketing und Präsentation angeht. Die Weine sind aber teilweise richtig gut!
Insbesondere die auf relativ kleinen Raum konzentrierte Menge und Vielfalt an Weinen, aber auch die oft familiäre und weinbegeisterte (und -begeisternde) Art der ansässigen Winzer macht einen Besuch in der Pfalz immer zu einen lohnenden Ereignis.
Skizzierte Karte des Anbaugebiets Pfalz und seiner beiden Weinbaubereiche Mittelhaardt und Südliche Weinstraße