Schiefer, Steillagen und Spitzen-Riesling
Die Mosel, die von abenteuerlichen Steillagen geprägte Weinlandschaft zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland, steht für hochwertige, mineralische und fruchtige Rieslinge. Früher hieß das Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer, der Einfachheit halber wurde der Name gekürzt. Nichtsdestotrotz sind auch die Saar und die Ruwer weiterhin Bestandteil des Anbaugebiets und tragen mit ihren jeweils eigenen Nuancen zur Vielfalt der Region bei. Zum Teil werden diese für hohe Preise in alle Welt, vor allem USA und China exportiert. Hier liegen viele deutsche Top-Lagen. Das kühle Klima eines der nördlichsten Anbaugebiete Europas und die steilen Lagen auf den Schieferböden an den Hängen der Mosel schaffen ein ganz besonderes Terroir, in dem die Rieslinge eine besonders augeprägte, sonnig-strahlende Säure entfalten. Um diese abzupuffern, wird den Weinen gerne etwas Restzucker belassen. Ein guter Mosel-Riesling zeichnet sich also durch besonders viel Frucht und ein gut ausbalanciertes Süße-Säure-Spiel aus. Weder die Säure noch die Süße sollten dabei Überhand nehmen und ermüdend wirken. Die Region ist in ihrem Auftreten recht Traditionsbewusst. Möglicherweise gab es nicht das Gefühl, sich erneuern zu müssen, wie beispielsweise in Rheinhessen, Württemberg oder in Franken. Auch in den Zielländern des Exports sind konservative Flaschengestaltung und historisch anmutende Etiketten beliebt. Wie ein kleines Überbleibsel aus einer anderen Zeit scheinen auch die hier noch häufig produzierten Restsüßen Kabinett-Rieslinge, die man in anderen Anbaugebieten nur noch selten finden.
Neben Riesling (>60%) werden in absteigender Reihenfolge Müller-Thurgau (14%), Elbling, Kerner, Spätburgunder (4%), Dornfelder, Weißburgunder, Bacchus, Grauburgunder, Regent und, in jeweils sehr kleinem Umfang, einige andere Rebsorten angebaut. Eine Besonderheit ist die in einigen extremen Steillagen immer noch praktizierte Einzelpfahlerziehung, bei der die Pflanzen nicht an einem langgezogenen Spalier den Berg hinauf gezogen werden, sondern einzeln an Pfählen wachsen.
Die Mosel teilt sich in fünf Weinbaubereiche:
Die gut 1200 Hektar große Terrassenmosel erstreckt sich im Norden des Anbaugebiets entlang der Mosel zwischen Koblenz und Zell. Das Tal ist hier besonders eng und steil, so dass viele Weinberge in eindrucksvollen Natursteinterrassen gefasst sind. Der Bereich wird auch "Burg Cochem" genannt. Die Böden bestehen aus quarzitischem Sandstein und Schiefer. An den steilen Hängen mit den Terrassen entsteht ein für die nördliche Lage recht warmes Mikroklima, dass die Rieslinge etwas voller und körperreicher werden lässt als in den anderen Gegenden der Mosel. Der steilste Weinberg Europas, der Bremmer Calmond, findet sich an der Terrassenmosel.
Südlich, zwischen Briedel und Trier, schließt sich die knapp 6000 Hektar große Mittelmosel an. Die Böden werden hier ganz klar vom Schiefer dominiert. Die Weine sind auch hier etwas kräftiger, aber auch fruchtiger als beispielsweise an Saar und Ruwer.
Die Ruwer ist ein kleiner Nebenfluss der Mosel östlich von Trier. Hier, im engen Flusstal, wachsen auf nur 180 Hektar Reben, zum allergrößten Teil (ca. 90%) Riesling. Die vom Devonschiefer geprägten Weinberge liegen höher als an der Mosel, wodurch die Temperaturen etwas niedriger sind. Die Reben haben so länger Zeit zu reifen, Weine sind saftig, feiner, subtiler und erinnern in der Aromatik oft an (sogar rote) Beerenfrüchte.
Der Riesling von der Saar ist seit Jahrhunderten berühmt. Heute stehen entlang des Fluss südlich von Trier rund 770 Hektar Reben, größtenteils auf Devonschiefer, zum Teil auf vulkanischem Gestein. Die Weine sind mineralisch und häufig besonders lagerfähig. Der Scharzhofberg ist eine der berühmtesten Weinlagen Deutschlands.
Zwischen Schengen im Dreiländereck und der Saarmündung bei Trier liegt die Südliche Weinmosel oder auch Obermosel. Auf knapp 850 Hektar wachsen hier die Reben, zum Großteil der inzwischen selten gewordene Elbling. Das Moseltal ist hier breiter und die Weinberge dementsprechend nicht so steil wie im restlichen Anbaugebiet. Auch die Böden unterscheiden sich: An der Obermosel finden sich die kalkhaltige Untergründe, wie Muschelkalk, Mergel und Keuper. Geologisch ähnelt das Gebiet der Champagne, auf deren Kalkböden sich bekannterweise insbesondere Burgundersorten wohlfühlen, weshalb diese hier mehr und mehr angepflanzt werden. Das Weinbaugebiet zwischen Luxemburg und Frankreich ragt zu einem Teil ins Saarland hinein. Dieser Abschnitt wird Moseltor genannt.
Skizzierte Karte des Weinbaugebiets Mosel. Scrolle zum Vergrößern. Fahre über die Flächen, um die Namen der einzelnen Weinbaubereiche angezeigt zu bekommen